FETTECKE
Ein Projekt aus dem Kunstkurs der Oberstufentagung.


Eine Fettecke? Was ist denn das? Butter, einfach so an die Wand? Ihhh... Was soll das??? Ist doch total sinnlos!
Oder doch nicht?
Im Rahmen einer Oberstufentagung hat sich eine kleine Gruppe von Schülern und drei Lehrern zusammengefunden, um über Joseph Beuys (1921 - 1986) zu sprechen. Einige hatten zwar schon mal von Beuys gehört, doch genaueres wussten die meisten von uns nicht. Zunächst hörten wir viel über sein Leben, seine Werke und Aktionen, sahen Dias und einen Film. Danach wussten wir zwar, wer Beuys war und was er gemacht hatte, doch wirklich verstanden haben wir ihn nicht. "Warum macht er das?" und "Was soll das?" fragten wir uns immer noch. Im Laufe des Gesprächs fiel erst spaßhaft, dann ernsthaft der Vorschlag, doch eine Fettecke, wie Beuys sie mehrfach gemacht hatte, in der Schule zu machen. Im Gespräch mit nicht - Kursteilnehmer bekamen wir immer wieder zu hören: "Man kann nicht einfach Fett in eine Ecke schmieren und dann auch noch in der Schule! Wer soll das denn saubermachen?" Die Antwort ist ganz einfach: Doch man kann! Es ist die Idee, die zählt. Ideen sind dazu da, verwirklicht zu werden. Und warum saubermachen? Wenn jemand ein Bild malt sagt man doch auch nicht "und wer macht die Leinwand sauber?" Denn genau das ist eine Fettecke. Eine Art Kunstwerk. Keiner von uns hatte je eine Fettecke gemacht und so standen wir etwas ratlos davor. Wir begannen dann, die Ecke genauer zu untersuchen und sie zu säubern. Anschließend sahen wir uns das Fett - Butter - genauer an, und sammelten, wie schon zuvor bei der Ecke, Eindrücke und Gefühle, die wir hatten. Die harte, kalte Wand bildete ganz klar einen Gegenpol zu der Butter, die sich der Hand "aufdrängte" und kaum wieder los zu bekommen war. Die Wand kam uns kalt, unbeweglich, tot vor, während die Butter genau das Gegenteil verkörperte: Wärme, Beweglichkeit und Leben. Es war für uns merkwürdig und lustig , Fett in die Ecke zu spachteln. Doch plötzlich hatte man das Gefühl, Beuys ein wenig besser verstehen zu können. Es ist kaum zu beschreiben, wahrscheinlich kann man das nur verstehen wenn man diese Erfahrung einmal selber gemacht hat. Es war jetzt einfach "unsere Fettecke", mit der jeder von uns etwas eigenes verband. Und sei es auch nur die neue Erfahrung, Fett in eine Ecke gespachtelt zu haben.
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