|
 |
Erzählzeit |
Kafka verwendet sowohl die Mittel der Zeitdehnung als auch Zeitraffung, wobei die Erzählzeit der Kapitel ungefähr gleichlang ist. In der erzählten Zeit ergeben sich jedoch Unterschiede.
Das erste Kapitel berichtet über circa eineinhalb Stunden- folglich wurde die Technik der Dehnung verwendet- um lange Bewusstseinsvorgänge und Gregors Gedanken und Empfindungen in Form der erlebten Rede und des inneren Monologs, bezeichnende Elemente Kafkas, um subjektive Empfindungen wiederzugeben, authentisch erscheinen zu lassen. Außerdem schildert er gewisse Handlungsabläufe sehr detailliert, um deren Wichtigkeit hervorzuheben.
Ein weiterer Grund für die Ausführlichkeit der Darstellung ergibt sich aufgrund der Dialogsequenzen, denn ab dem zweiten Kapitel ergreift Gregor nicht mehr das Wort- ein Ausdruck des Verstummens und der sozialen Isolation. Die Dialoge symbolisieren somit im Allgemeinen das Scheitern hinsichtlich der Verständigung miteinander.
Das zweite Kapitel umfasst einen Zeitraum von schätzungsweise zwei Monaten, wobei diese Straffung der Geschehnisse mit Zeitraffung erreicht wurde, indem neben der Schilderung besonders wichtiger Ereignisse, beispielsweise das Ausräumen Gregors Zimmers, alltägliche Vorgänge mit Zeitadverbien wie „oft“, „täglich“ oder „immer wieder“ markiert sind.
Das dritte und letzte Kapitel berichtet von einem ungefähr drei Monate andauernden Zeitraum und die Zeitraffung übernimmt somit dieselbe Funktion wie im vorangegangenen Kapitel, wobei inhaltlich wichtige Situationen, so der Tod Gregors, ausführlicher beschrieben werden.
Zeitraffung und –dehnung sind somit funktional auf den Inhalt bezogen und lassen beispielsweise den Ausbruchssituationen ein besonderes Gewicht zukommen.
von Linda Krause
|
|
|